St.-Nicolai-Kirche Reinsdorf

von Jörg Möbius, Reinsdorf

 

Es ist nicht bekannt wann die Kirche in Reinsdorf gebaut wurde. Vermutlich entstand sie in der zweiten Hälfte des 13. Jh. in den heutigen Grundmauern. Es haben sich Reste eines romanischen Baues erhalten. In der Ostseite hinter dem Altar befindet sich noch ein später zugemauertes romanisches Fenster. Der Eingang befand sich zur damaligen Zeit an der Westseite neben dem Turm, in dessen Wand sich ebenfalls noch ein kleines romanisches Fenstergewände befindet. Das Turmfundament wurde bei der Innensanierung gefunden. Auch aus dieser Zeit stammt die steinerne Blume (Sonne) an der Außenwand der Nordseite über dem Eingang zur Patronatsloge. Über den Einbau aller gotischen Fenster und der Verlegung des Einganges an die Südseite ist nichts bekannt. Wahrscheinlich besaß die Kirche nur eine Holzdecke. In der Zeit des Barock ließ Caspar d. Ä. von Schönberg auf Kriebstein (1676) die Kirche wegen Baufälligkeit abtragen und erhöhen. Dabei wurde die zweite Empore und die Patronatsloge eingebaut. Auch die Decke (Tonnengewölbe) entstand. Diese war als Kassettendecke gestaltet und mit grau-blauen Wolken bemalt. Die Kassetten waren 1,20 m x 1,20 m und wurden durch Zierleisten voneinander getrennt.

 

Die heutige Gestalt erhielt die Kirche 1825. Am 26. Juni 1825 schlug der Blitz in den Turm ein und zerschmetterte ihn, sowie einen Teil der Kirche, ohne zu zünden und tötete den Kantor, welcher gerade zu einer Hochzeit spielte. Nach dem Blitzschlag entstand der Turm in der heutigen Form. Dieser wird im Inneren durch den Pfeiler getragen.

 

Um 1880/90 wurde die obere Empore umlaufend gebaut und über der Eingangstür wurden zwei Gauben und ins Dach der Ostseite  zwei Fenster eingebaut um diese zu erhellen. Dabei wurde die Decke überputzt. Ebenso entstand an der Nordseite die Sakristei. Die erste Elektrik wurde um 1910 eingebaut. Die Lampen (Jugendstil) unter der Empore sind noch im Original erhalten.

 

1930 wurde eine Innenrenovierung vorgenommen. Unter anderem baute man den großen gusseisernen Ofen aus und verlegte den Emporenaufgang (heute Fluchtweg). Bei dieser Renovierung entdeckte man die barocke Bemalung der Emporen wieder und es verschwand der Beichtstuhl (bis 1772 auch in evangelischen Kirchen üblich). Auch entfernte man die Empore der West- und teilweise der Südseite.

 

Dadurch kam die Orgel an den heutigen Standort. Das Chor- und Kirchengestühl wurden neu eingebaut. 1983/84 wurde der Turm neu gedeckt, dabei wurde die Kugel geöffnet. 1990 bekam die Kirche einen neuen Außenputz und die Ostseite wurde neu gedeckt. 2002 wurden Elektrik, Blitzschutz, teilweise die Decke der Sakristei und Loge erneuert und das Dach neu geschiefert. Beim Dachdecken entfernte man auch die beiden Dachgauben über der Eingangstür und es wurde eine Schwammsanierung mit gleichzeitiger Mauersicherung durch einen Ringanker durchgeführt.

 

2004 erfolgte die Erneuerung des Fußbodens in der Kirche und Sakristei. Bei dieser Gelegenheit erfolgte eine Trockenlegung des Gemäuers und der Putz wurde wegen der Nässe an den Wänden teilweise entfernt. Bei diesen Arbeiten fand man eine Piscina vorn rechts in der Wand neben dem Altar. Sie diente vorwiegend in katholischer Zeit als Ausguss für geweihtes Wasser.

Erneuert wurden 2005 die Bankheizung, die Orgel und die Loge für den Kirchenältesten (Vorsitzender des Kirchenvorstandes) links neben dem Altar. Bleibt für die nächsten Jahre noch die Restaurierung des Altars.

 

Der Altar aus der Zeit um 1520 gehört wohl nicht  in die ursprüngliche Kirche. Er könnte nach der Reformation aus einem Kloster gekommen sein. Er zeigt Anna Selbtritt und die 15 Notheiligen in gemalter und geschnitzter Form. Die Kreuzigungsgruppe und die Bemalung der Flügel des Altars scheinen später entstanden zu sein. Der Altar war ein sogenannter Wandelaltar, um den man beim Abendmahl herumgehen musste. Auf der einen Seite bekam der Kirchgänger die Hostie und auf der anderen Seite bekam er den Wein.

 

Aus der Renaissance stammen die Kanzeltür (ehemals am Beichtstuhl) und die Kanzel. Sie wurde 1757 mit Rocaillien “modernisiert”. Die Loge, ist mit dem Wappen derer von Milkau - Löwe mit den Buchstaben M(oritz) F(riedrich) v(on) M(ilkau) - versehen. Der Taufstein (eventuell aus der alten Kirche) ist aus Rochlitzer Porphyrtuff gearbeitet und ebenfalls 1757 mit Rocallien und Putten sowie dem Aufsatz verschönt worden.

 

Die erste Orgel erhielt die Kirche 1712, die heutige Orgel ist die vierte und wurde 1973 aus der Kirche von Bubendorf umgesetzt. Urban Kreutzbach und Söhne erbauten sie 1872.

 

Der Klingelbeutel ging bis etwa 1873 durch die Bänke.

 

Die mittlere Glocke stammte aus dem Jahr 1495 und wurde 1884 umgegossen. Leider fiel diese und die große Glocke dem 1. Weltkrieg zum Opfer. Die Gemeinde schaffte sich 1924 ein neues Geläut mit 3 Stahlglocken an. 1968 stiftete eine Frau aus Reinsdorf die vierte Glocke.

 

Das erste Pfarrhaus wird 1544 erwähnt. Seit 1578 gab es in ihm schon ein “Badstübchen“. 1669 folgte ein Nachgängerbau mit “Studierstüblein”. Dazu kamen Scheune und Kellerhaus . An Stelle des Pfarrhauses wurde 1861 das heutige Gebäude im Stil der Neogotik durch den Architekten Schulze aus Waldheim gebaut. In den letzten Jahren ist auch dieses Gebäude grundlegend ausgebaut und das Dach gedeckt worden.

 

Die Taufnachrichten gehen zurück bis in das Jahr 1568. Die Traunachrichten bis in das Jahr 1577 und die Sterbenachrichten können bis 1646 zurückverfolgt werden.

 

Zum Kirchspiel Reinsdorf gehören folgende Orte:

Rauschenthal, Neuschönberg, Heiligenborn, Gilsberg, Reinsdorf, Neumilkau, Neuwallwitz und Holzhausen.

 

Seit 2003 bildet Reinsdorf mit den Orten Beerwalde und Tanneberg eine Kirchgemeinde. Zusammen mit Waldheim, Grünlichtenberg und Knobelsdorf-Otzdorf bildeten diese Kirchgemeinden ein Schwesternkirchverhältnis.

 

Seit dem 01.September 2016 hat die Kirchgemeinde Reinsdorf-Beerwalde-Tanneberg mit der Kirchgemeinde Geringswalde einen gemeinsamen Pfarrer. Dadurch kam es zur Bildung des Kirchspiels Waldheim-Geringswalde.

 

 

 

 

 

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